Martinstor-FWTM-Spiegelhalter.17, © FWTM-Spiegelhalter

Martinstor

Einige Bürger und Geschäftsleute forderten zu dieser Zeit, angesichts der Pläne für eine elektrische Straßenbahn, den Abriss des Schwabentors und des Martinstors. Die beiden mittelalterlichen Freiburger Stadttore, zwei von einst fünf Wehrtürmen, hatten alle Kriege überstanden und galten in den Augen der Kritiker als Hindernis für eine moderne Verkehrsentwicklung.

Winterer sah das jedoch anders. Um die Bedeutung der beiden geschichtsträchtigen Türme aus dem 13. Jahrhundert hervorzuheben und weil „ein Dorf Dächer und eine Stadt Türme hat“ setzte Winterer buchstäblich „noch einen drauf“. Anstatt das Martinstor abzureißen, wurde es fast um das Dreifache, von 22 auf 63 Meter, erhöht. Zudem erhielt es einen Dachaufbau im historisierenden Stil des 15. Jahrhundert und einen größeren Durchgang für die Straßenbahn. So konnten auch seine Kritiker beruhigt werden.

Wie auch die anderen vier Türme war das Martinstor bündig in die Stadtmauer integriert und mit dem Wehrgang verbunden. Auf der Stadtaußenseite gab es einen massiven Vorhof als zusätzliche Verteidigungsanlage sowie eine Brücke über den 12 Meter breiten und fünf Meter tiefen Festungsgraben. An der Ostseite können Sie die damalige Öffnung des Wehrgangs in etwa sechs Metern Höhe noch heute erkennen.

An der Innenseite des Martinstors findet sich eine Gedenktafel, die an die Opfer der Hexenverfolgung erinnert. Die drei Ratswitwen Anna Wohlffartin, Catharina Stadelmennin und Margaretha Mößmerin wurden während der ersten Verfolgungswelle ab 1599 enthauptet und verbrannt und stehen daher stellvertretend für alle Opfer aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Obwohl das Martinstor als Standort für diese Gedenktafel ausgewählt wurde, saßen hier keine Hexen ein, sondern meist Schuldner. Daher hieß es damals, ihnen sei der Martinsmantel umgehängt worden.

 

Autor: Nicole Bee

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