Vortrag, Lesung & Gespräch
Dichter in der Diktatur
Freitag, 22.09.2023 / Waldhof e.V. - Akademie für Weiterbildung
Kritisches Potential gehört zum Wesen von Literatur. Konflikte zu repressiven politischen Systemen sind so vorgezeichnet. Schriftsteller, die sich nicht einfach anpassen, aber auch nicht schweigen wollen, müssen Strategien des kunstvoll verhüllenden Sprechens finden.Das gibt es schon im zaristischen Russland, wenn der Fabeldichter Krylov mit höchst geistreichen Tricks gegen die Repression agitiert, später bei Heine mit seinen ironischen Attacken gegen das restaurative Deutschland. In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur haben im Land verbliebene kritische Autoren allerlei Wege des verdeckten Sprechens entwickelt; ebenso in der DDR, in deren Spätphase etwa Christa Wolf bei vordergründiger Linientreue zu so etwas wie einer Tarnsprache der suggerierten Kritik fand, wo aber schon vorher – vor allem nach der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann 1976 – viele der angesehensten Autoren Protest wagten und schließlich in großer Zahl das Land verlassen und damit zur Stimmung der Ausweglosigkeit beigetragen haben.Die Veranstaltung setzt angesichts der uferlosen Fülle des Materials (und auch aufgrund persönlicher Eindrücke) Schwerpunkte bei den wichtigen Autoren Hans Joachim Schädlich und Günter Kunert, die die DDR 1977 bzw. 1979 verlassen und seitdem im Westen publiziert haben.
Kursleitung: Müller, Udo. Der Referent ist Germanist und Romanist; er leitete das Gymnasialreferat im Regierungspräsidium Freiburg